Systemdokumentation: VDE 0126-23-1

Systemdokumentation: VDE 0126-23-1

Umfassende Dokumentation für netzgekoppelte Photovoltaik-Systeme

Die VDE 0126-23-1, Kapitel 4 legt die erforderlichen Angaben und die Dokumentation fest, die einem Kunden nach der Installation eines netzgekoppelten PV-Systems zu übergeben sind.

Sie beschreibt den Umfang der Inbetriebnahmeprüfungen, Prüfkriterien und Dokumentation zur Prüfung der sicheren Installation und des korrekten Betriebs des Systems.

Anwendungsbereich und Bedeutung

Die VDE 0126-23-1 gilt ausschließlich für netzgekoppelte PV-Systeme und nicht für Systeme mit Energiespeichern (z.B. Batterien) oder Hybridsysteme.

Zweck der Systemdokumentation

Die Dokumentation dient der Sicherstellung, dass die wichtigsten Systemdaten einem Kunden, Prüfer oder Wartungsingenieur problemlos zur Verfügung stehen. Sie enthält grundlegende Systemdaten und die Angaben, die im Betriebs- und Wartungshandbuch enthalten sein müssen.

Die Kernbereiche der Systemdokumentation

1 Grundlegende Systemangaben

Projektidentifikation, Bemessungsleistung des Systems, PV-Module und Wechselrichter – Hersteller, Modell und Anzahl, Installationsdatum, Datum der Inbetriebnahme, Name des Kunden, Anschrift des Aufstellungsorts.

2 Angaben über Beteiligte

Systementwickler (Unternehmen, Ansprechpartner, Kontaktdaten) und Systeminstallateur (Unternehmen, Ansprechpartner, Kontaktdaten). Bei mehreren Beteiligten müssen alle mit Beschreibung ihrer Aufgaben im Projekt dokumentiert werden.

3 Schaltplan (Prinzipschaltplan)

Es ist mindestens ein Prinzipschaltplan bereitzustellen mit Angaben zu Array-Konstruktion, PV-Strang, elektrischen Einzelheiten des Arrays, Wechselstromnetz sowie Erdung und Überspannungsschutz.

4 Strangpläne

Für Systeme mit drei oder mehr Strängen muss ein Schaltplan des PV-Systems mit einer Darstellung, wie das Array aufgeteilt und zu Strängen zusammengeschaltet wird, bereitgestellt werden. Dies ist besonders für die Fehlersuche in größeren Systemen wichtig.

5 Datenblätter

Datenblätter müssen mindestens für alle Modultypen (nach IEC 61730-1) und alle Wechselrichtertypen bereitgestellt werden. Die Bereitstellung von Datenblättern für andere wichtige Systemkomponenten sollte ebenfalls in Betracht gezogen werden.

6 Betriebs- und Wartungsangaben

Verfahren zum Nachweis des korrekten Anlagenbetriebs, Checkliste für Anlagenausfälle, Not-Abschaltung/Trennverfahren, Wartungs- und Reinigungsempfehlungen, Gewährleistungsangaben und Angaben zur Ausführungsqualität.

7 Prüfergebnisse und Inbetriebnahmedaten

Von allen Prüf- und Inbetriebnahmedaten müssen Kopien bereitgestellt werden. Diese müssen mindestens die Ergebnisse der Prüfungen enthalten, die in den Abschnitten 5 bis 9 der VDE 0126-23-1 beschrieben werden.

Detailierte Anforderungen an Schaltpläne

Der Schaltplan oder die Systemspezifikation muss umfassende Informationen zu folgenden Bereichen enthalten:

Praxistipp: Dokumentation als Planungsgrundlage

Eine vollständige Systemdokumentation gemäß VDE 0126-23-1 dient nicht nur der Abnahme, sondern ist auch wertvoll für spätere Erweiterungen, Wartungsarbeiten und die Fehlersuche. Sie sollte daher von Anfang an mitgeplant werden.

Array – Allgemeine Festlegungen:

Modultyp(en), Gesamtanzahl der Module, Anzahl der Stränge, Anzahl der Module je Strang, Zuordnung Stränge zu Wechselrichtern

Angaben zum PV-Strang:

Kabel im Strang (Querschnitt und Typ), Überstromschutzeinrichtung (Typ und Bemessung), Sperrdiodentyp (sofern zutreffend)

Elektrische Einzelheiten des Arrays:

Hauptkabel des Arrays, Lage der Anschlussdosen/-kästen, Lasttrennschalter, Überstromschutzeinrichtungen, weitere Schutzschaltungen

Wechselstromnetz:

Lage, Typ und Bemessung von Trenneinrichtungen, Überstrom-Schutzeinrichtung, Fehlerstrom-Schutzeinrichtung

Erdung und Überspannungsschutz:

Einzelheiten aller Funktionserder/Potentialausgleichsleiter, Verbindungen mit Blitzschutzanlage, Überspannungsschutzeinrichtungen

Prüfverfahren und Konsequenzen

Prüfverfahren Kategorie 1

Durchgängigkeit der Schutzleiter und Potentialausgleichsleiter, Polaritätsprüfung, Prüfung des Generatoranschlusskastens, Messung der Leerlaufspannung, Messung des Stroms eines PV-Strangs, Funktionsprüfungen, Prüfung des Isolationswiderstands.

Prüfverfahren Kategorie 2

Aufnahme der I/U-Kennlinie des Strangs, Untersuchung des PV-Arrays mit Infrarotkamera. Diese Prüfungen können an allen Teilen eines Systems oder nur an Stichprobenanteilen durchgeführt werden.

Konsequenzen bei fehlender Dokumentation

Rechtliche Konsequenzen

Bei fehlender Systemdokumentation können Zurückbehaltungsrechte nach §273 (1) BGB geltend gemacht werden. Üblich sind Einbehalte von 15-20% (bis zu 30%) der Vergütung.

Betriebliche Nachteile

Erschwerte Fehlersuche, erhöhte Wartungskosten, Ertragsnachteile durch nicht nachweisbare Systemleistung und mögliche Beeinträchtigung des Versicherungsschutzes.

Fazit: Dokumentation als Qualitätsmerkmal

Die Lieferung einer vollständigen und richtigen Systemdokumentation gilt als Stand der Technik für eine gute und mangelfreie Installation Ihres PV-Systems. Sie ist keine lästige Pflicht, sondern ein wesentlicher Qualitätsnachweis.

Durch die umfassende Dokumentation wird nicht nur die Sicherheit gewährleistet, sondern auch die langfristige Wirtschaftlichkeit der PV-Anlage gesichert. Sie bildet die Grundlage für einen reibungslosen Betrieb, effiziente Wartung und problemlose Erweiterungen.

Die Systemdokumentation nach VDE 0126-23-1 ist damit ein unverzichtbarer Bestandteil jeder professionellen PV-Installation und trägt maßgeblich zur Akzeptanz und Verbreitung der Photovoltaik-Technologie bei.